„Alles Werden hat den einen Sinn: Gestalt. Vom Atom bis zu den höchsten Kunstwerken und Gedanken wirkt die ewige Gestaltkraft in herrlichen Ordnungen. Und was ist Gestalt anders als Sinnbild ewigen Wesens, das wir nie an sich, nur in Gestaltung erfassen.“ [1]
In heutiger Zeit, in welcher der Mensch sich aufgeklärt und entmythologisiert dünkt, herrscht oft der fatale Gedanke vor, Gottglaube sei unwissenschaftlich und von der Zeit überholt. Aus der falsch verstandenen Nietzsche-Erkenntnis „Gott ist tot“ wird der Verzicht auf den Glauben schlechthin abgeleitet, wobei übersehen wird, daß in den meisten „wissenschaftlichen“ Lehrgebäuden „Gott“ einfach nur durch den „Zufall“ ersetzt wird. Die Grundfrage die man sich aber zu stellen hat ist: Was steht am Anfang allen Seins bzw. über allem Sein - eine wenn auch nur als Naturmacht gesetzte „Gottheit“ oder der rein mechanische „Zufall“, wie ihn Atheisten predigen?[2]
Zwar ist der Zufall durchaus eine Variable in der physikalischen Forschung, jedoch gehen auch hier die Erkenntnisse dahin, daß es nur einen vermeintlichen, keinen „zufälligen“ Zufall gibt, also jeder zufälligen Anordnung oder Verhaltensweise von Materie eine innere Ordnung innewohnt, die wiederum nicht „zufällig“ sein kann. Wenn aber damit der Zufall an sich ausgeschlossen werden kann, bleibt nur „Gott“ übrig, was immer man darunter verstehen mag.
Dennoch mag jeder für sich selbst diese Frage beantworten. Doch ist es gerade die vom Atheismus hofierte Wissenschaft, die in ihrem Fortschreiten freilich nahezu unerkannt von einem Großteil ihrer Zunft den letzten Beweis für die Existenz „Gottes“ bereits erbracht hat:
So wurde erkannt, daß am Anfang allen dem Menschen erkennbaren Seins Materie und Antimaterie standen. Beide „Kräfte“ aber erstehen stets in gleichen Anteilen, wie Versuche im schweizerischen Cern-Forschungszentrum ergeben haben. Das Problem aber ist, daß sich Materie und Antimaterie im gleichen Verhältnis nach kürzester Zeit „neutralisieren“, also wieder ins „Nichts“ zusammenfallen, um es in den Worten des physikalischen Laien auszudrücken: „In der beobachtbaren Welt ist Antimaterie sehr kurzlebig, weil beim Aufeinandertreffen eines Teilchen-Antiteilchen-Paares sich beide gegenseitig unter Energiefreisetzung in einer Annihilations-Reaktion vernichten.“[3] Daß dennoch dieses Universum und mit ihm alles Leben entstehen konnte, liegt nun darin, daß entgegen aller physikalischen und scheinbar logischen Gesetze bei der Entstehung der beiden Gegenkräfte die Materie in einem verschwindend geringen Anteil die Antimaterie überwog - aus diesem verschwindend kleinen Anteil soll sich dann die Keimzelle des Lebens entwickelt haben. Daß aber ein Überhang der Materie überhaupt entstehen konnte, widerspricht den physikalischen Gesetzen („Symmetriebruch der Naturgesetze“) und ist schlichtweg lediglich mit der Existenz einer hier (ein)greifenden Kraft, eines „göttlichen Funkens“, zu erklären.[4]
Zugleich bestätigte die Wissenschaft damit, daß das Universum bipolar angelegt ist: Jeder Kraft oder Macht entspricht ein Gegenteil. So wie im Magnetismus zwei Pole existieren, so finden sich diese einander bedingenden und ergänzenden Gegenstücke in allen den Menschen prägenden und umgebenden Dingen, ja bereits in der Gegenüberstellung Mann-Frau. Es ist das schon von den frühesten europäischen Denkern erkannte Prinzip des „Dualismus“ der Natur, das vom christlichen „Aberglauben“ kurzerhand in das Prinzip von „Gott und Teufel „- „Himmel und Hölle“ gepreßt wurde, im chinesischen „Yin und Yang“ wiederkehrt, und wiederum in der indoarischen Geisteswelt seinen Vorläufer hat.[5]
Unzweifelhaft jedenfalls ist der Glaube inhärent im Menschen angelegt und die Ablehnung jeglichen Glaubens und damit jeden Lebenssinns über jenen wissenschaftlichen „Zufall“ hinaus, führt in letzter Konsequenz zwangsläufig zur Ablehnung aller Werte, die für die Menschheit überlebenswichtig sind: Fürsorge für den Nächsten, Verbundenheit mit seiner Sippe, Naturbewahrung, Ausrichtung des Handelns auf die Zukunft - alle diese Begriffe ergeben für denjenigen keinen Sinn, der nicht an eine höhere Ordnung glaubt. Glaube - nicht „Religion“ - ist dabei das Entscheidende: Bemerkenswerterweise kennt das Germanische kein Wort für „Religion“, sondern lediglich für Glaube.[6] „Religio“ ist die Rückversicherung, also die heute zumeist praktizierte Form des Glaubens, sich in der Not oder vor dem nahenden Tod rück-zu-versichern, in der Hoffnung auf etwas danach. „Wir kennen keine Religion. Wir kennen aber einen Glauben“, bekennt auch Ernst Krieck.[7]
Denn Glaube ist die Erkenntnis Gottes, die losgelöst ist von religiösen Ritualen wie den kirchlichen Sakramenten, dem Kirchgang oder dem Gebet und unabhängig von einer Priesterschaft existiert, die dem „Gläubigen“ den Weg zu Gott zu ebnen vorgibt. Glaube benötigt keine Vermittler und der Weg zum Glauben führt primär über die Erkenntnis des eigenen Seins, das Göttliche in uns selbst: „Werde der Du bist“ - so die wegweisende Empfehlung des griechischen Philosophen Pindar.
Ernst Krieck formulierte diesen Glaubensgedanken 1939 ähnlich:
„Alles hohe und edle Menschentum, alles Große in der Geschichte, alles Schöpferische, Bewegende und Gestaltende in der Geschichte geht hervor aus der Kraft und dem Maße des Glaubens. Der Glaube baut auf, der Unglaube und Aberglaube zerstört. .... Ohne Glauben an Gott gibt es keinen Glauben an Volk und Zukunft, gibt es keine wahre Berufung und Sendung.“[8]
Eingedenk dieser treffenden Mahnung stellt sich also die Frage zur Zukunft des Glaubens.
Die heutigen christlichen Amtskirchen sind - wie so oft in der Geschichte - die Zuträger einer bestimmten Staats- bzw. Systempolitik. Erstmals in der Geschichte jedoch, schaufeln sich die Kirchen mit ihrer Systemimmanenz ihr eigenes Grab. Denn die Predigt einer uneingeschränkten Toleranz gegenüber allem Fremdem, ja sogar die Stärkung fremder Religionen, insbesondere des Islam, trägt dazu bei, daß nicht nur immer mehr Menschen die Kirchen verlassen, sondern sich zugleich anderen Religionen zuwenden, insbesondere einem radikalen Islam. Dieser bietet gegenüber den sich schwach präsentierenden Kirchen klare Fronten und lockt mit einem dunkelstem Aberglauben entspringenden Heilsversprechen - des von 72 Jungfrauen versüßten Paradieses - immer mehr zumeist junge Konvertiten. Das erklärte Ziel des Islam, unabhängig der Glaubensrichtung, ist die Bekehrung aller Ungläubigen, die mit einer religiös vorgeschriebenen Minderbehandlung derselben einhergeht. Es droht also eine schrittweise Islamisierung nicht nur Deutschlands sondern ganz Europas, die im Endeffekt die Auslöschung jeglicher höherer Kultur nach sich ziehen würde.[9]
Langfristig werden die christlichen Kirchen diesen Glaubenskampf nicht bestehen können, wenn sie sich nicht gegen andere Religionen abgrenzen. Angesichts der heutigen Situation, in der die Kirchen aber zu den treibenden Kräften der Volkszersetzung zählen und sich dabei „guten Gewissens” auf die überlieferten Worte Jesu von der Feindesliebe und der Toleranz gegenüber dem Andersartigen, dem Schwachen und Verkommenen berufen (“Bergpredigt”, Mt. 5-7),[10] erscheint ein Wandel undenkbar. Daraus folgt, daß eine erneute Reformation im Sinne einer Renationalisierung der christlichen Kirche argumentatorisch an die Grenzen jener Worte Jesu stößt, die heute als essentiell für seine Lehre angesehen werden, zugleich aber für einen Staat bzw. das Staatsvolk ebenso zersetzend wirken, wie für die Kirchen selbst.
Krieck faßte diesen schon damals erkennbare Entwicklung unter dem Begriff des „Kulturkampfes“ zusammen, der seit anderthalb Jahrtausenden um den Gegensatz zwischen „Christianisierung der Germanen im Sinne des katholischen Systems oder um Germanisierung des Christentums unter Abstoßung des Artfremden“ tobe und zugunsten der ersten Variante heute entschieden scheint.[11]
Man wird in Europa deshalb nicht umhin kommen, aus den gemeinsamen Glaubenswurzeln sowohl des Christentums als auch der immer wieder irreführend als Heidentum und fälschlich als „polytheistisch” bezeichneten urgermanischen Religion einen neuen Glaubenskult zu erschaffen, der sich weniger als „zeit-“ denn als “artgemäß” erweisen muß – dies ist die Quintessenz aus dem Verfall des Glaubens, der sich kontinuierlich seit dem frühen Mittelalter vollzieht und seit Mitte des 20. Jahrhunderts existenzbedrohend wirkt.[12]
Ein Ansatz, der übrigens nur von Deutschland ausgehen kann, also dem Kerngebiet, das auch Heimat des ältesten Glaubensbekenntnisses der Frühzeit war.
Zwar existiert in Deutschland schon seit Jahren eine Artgemeinschaft, die sich der „Heimkehr zum Artglauben“ widmet, indes mangelt es hier ebenso wie innerhalb der gesamten heidnischen „Asatru“-Bewegung an einer „Heilsgestalt“.[13] Diese ist nämlich dann unverzichtbar, wenn ein Glaube zum Volksglaube werden soll. Jesus, Buddha, Mohammed - allesamt sind sie die tragenden Gestalten des jeweiligen Glaubens, ohne sie würde die Religion zusammenbrechen auch wenn Allah oder Gott-Jahweh weiterbestehen. Ebenso war der germanische Glaube solange intakt, als er über eine rein positiv besetzte Heilsgestalt verfügte - zumeist in Gestalt Thors. Durch die Ersetzung Thors durch den Toten- und Schlachtgott Odin/Wotan, hatte der germanische Glaube als Volksglaube angesichts dessen überwiegend furchteinflößenden Charakters und mangels dieser positiv besetzten Heilsgestalt ausgedient.[14]
Dieser Erkenntnis Rechnung tragend, gab es in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts den ersten und einzig umfassenden Versuch einer neuzeitlichen Renaissance eines artgemäßen Glaubens der insbesondere innerhalb der SS Heinrich Himmlers vorangetrieben wurde aber angesichts der zu kurzen Wirkungszeit keine Früchte tragen konnte. 1937 ließ Reichsführer-SS Himmler innerhalb seines Persönlichen Stabes eine Denkschrift zur Entwicklung einer artgemäßen Religion und Sittenlehre erstellen, in der es hieß: „Wir leben im Zeitalter der endgültigen Auseinandersetzung mit dem Christentum. Es liegt in der Sendung der Schutzstaffel, dem deutschen Volk im nächsten Jahrhundert, die außerchristlichen arteigenen weltanschaulichen Grundlagen für Lebensführung und Lebensgestaltung zu geben.“[15]
Himmler favorisierte dabei von Beginn an eine Doppelstrategie: Einerseits die schrittweise Ersetzung christlicher Zeremonien und Bräuche durch „völkische“, andererseits die mittelfristig angestrebte Ersetzung des Christentums als Glaubensform durch die Rekonstruktion eines europäischen „Urglaubens“.
Diese dem Christentum verwandte Glaubensform, meinte Himmler in Wiliguts Ur-Kristentum zu erkennen, der Sage von der Kreuzigung des Irminen-Gots in Goslar. Mit dieser, vorgeblich ursprünglicheren und arteigenen Version des Christentums, konnte in Himmlers Gedankenwelt das „vorderasiatische Gift“ des Christentums ausgeschaltet werden, ohne daß es innerhalb der christlichgläubigen Bevölkerung zu allzugroßen Widerständen kommen würde.
Wiligut hatte parallel dazu bereits „Regeln zur Herstellung des Ur-Glaubens“ erstellt, die seitens des Staates „in kluger Aufeinanderfolge nötig“ seien:
Zu den Maßnahmen zählte unter anderem „Vollster Denkmalschutz für alle Museen und Kunsterzeugnisse aller Art, Erfassung aller Kirchenbesitze und Überführung kirchlicher Besitztümer in staatliche Hand, sowie schließlich die Beschlagnahmung aller Kirchenvermögen“.[16]
Wissenschaftlich „ergänzt“ werden sollte Wiliguts erberinnertes Glaubensgerüst durch die Arbeiten Herman Wirths.
Wirths Erkenntnis des altsteinzeitlichen Lichtbringerglaubens, der sich aus einem hypothetischen arktischen Heimatraum des nordischen Menschen in die Welt ausgebreitet habe, bildete so die Möglichkeit der wissenschaftlichen Legitimation des kommenden Urkristentums.
Als sich Wirth allerdings als zu „mutterrechtlich“ erwies, trat 1937 Walther Wüst an seine Stelle, der aber kriegsbedingt wenig Impulse für ein neues Glaubensgerüst beisteuern konnte. Ein weiterer Zuträger war indes Jakob Wilhelm Hauer, der als Leiter der „Deutschen Glaubensbewegung“ bereits Ansätze für die zukünftige Gestaltung wichtiger Feste lieferte.
Mangels schriftlicher germanischer Quellen und eingedenk der Unbrauchbarkeit der gut überlieferten Verhältnisse der spätgermanischen Zeit aufgrund ihrer vermeintlichen Vielgötterwelt, lag der Fokus der Bemühungen um eine Restauration des alteuropäischen Glaubens dabei vor allem auf den Überlieferungen der Indoarier.[17]
Zusammenfassend kann der anvisierte neue Glaube auf folgende Punkte eingegrenzt werden:
Das Grundgerüst hätte eine Mischung aus Ahnenverehrung und, analog zum Christentum, einer monotheistischen Gottesvorstellung von einem Allvater oder einer Allmacht und seinem Sohn als Vermittler dargestellt. Dieser Gottesohn „Kristus“ statt Christus, sollte die Indigenität gegenüber dem vorderasiatischen Christentum betonen
Der neue Glaubenskult hätte dabei weitgehend auf eine Priesterschaft verzichtet, Kulthandlungen sollten innerhalb der Sippen bzw. Familien selbständig durchgeführt werden.[18]
An die Stelle der christlichen Himmelslehre, sollte der Wiedergeburtsglaube innerhalb der eigenen Sippe treten, wie er bereits von Karl A. Eckhardt als urgermanisch nahegelegt worden war.
Schließlich wäre dieser Wiederverkörperungsgedanke durch die Sonne symbolisiert worden, die auch bei den Jahresfesten im Mittelpunkt stand. Ein wichtiges Element hätte dabei das Ahnengedenken und damit die Erinnerung an die eigene Geschichte eingenommen.[19]
Fraglich bleibt allerdings, worauf sich die Lehre jenes Kristus hätte stützen können, sofern man diesen tatsächlich hätte integrieren wollen? Ferner stellt sich die Frage, ob ein Sonnenkult, wenn auch nur als Richtweiser der Jahresfeste, überhaupt noch Bedeutung für den heutigen Menschen entfalten kann?
Die Sonne als Zentrum unseres „Sonnensystems“ ist der Garant allen irdischen Lebens, erlöscht sie irgendwann, stirbt mit ihr das Leben, wenn auch nicht das lebendige „Dasein“. Die Macht der Sonne wird zwar durch die menschlichen Errungenschaften der Energiegewinung und Elektrizität im Sinne des Wortes „überstrahlt“, allein bleibt ihre Einwirkung auf den Menschen bestehen und so wird sie voraussichtlich auch zukünftig der wichtigste Lieferant menschlicher Energie sein.
Auch wenn die Sonne und mit ihr die Sonnenbringergottheit als Erwecker der Fruchtbarkeit in einem heutigen Glaubenskult antiquiert erscheinen mögen, so ist es doch eben die Sonnen(befreier)gottheit, deren eigene „Befreiung“ zur Freiheit des heutigen Menschen führen kann, bestimmt sie doch ihrem Namen nach das heutige Leben zumindest unbewußt:
Vom einstigen Träger des Heilsglauben hat sie sich in einem nach ihr benannten Ort nicht nur zu einem gesellschaftlichen Stützpfeiler, sondern einem regelrecht religiösen Gegenbild entwickelt, das als Mahnmal das Leben der Menschen in der heutigen Zeit überragt: Auschwitz - ein Ort, der einst nach der litauisch-slawischen Sonnengottheit Auschweit benannt wurde.[20]
Die Rückkehr des Sonnenbringers als Symbol der Fruchtbarkeit und Wiederauferstehung wird daher nicht nur zur Rehabilitierung seines Namens führen, sondern letztlich auch zur Befreiung der Völker vom vorderasiatischen Schuldmythos, der nicht nur die christliche Lehre heutiger Zeit dominiert, sondern wie ein Damoklesschwert über dem Schicksal aller Völker, einschließlich des jüdischen, prangt.
Daß die Sonne auch in der heutigen Zeit noch die Rolle des prägenden Ur-Symbols einnimmt, hatte 1930 bereits Rudolf Gorsleben erkannt:
„Wir wissen von den Druiden, den Tyr- oder Dry-Söhnen, daß sie eine Sonnenreligion lehrten, und keine irdische Religion kann etwas anderes sein oder lehren als eine Sonnenweisheit. Darauf laufen alle religiösen Symbole, Mythen, Glaubensartikel, Bekenntnisformeln hinaus..... Wir sehen alle die Sonne und fühlen Licht und Wärme, die von ihr ausstrahlen. Aber das ist nicht alles. Die Sonne sendet auch Kräfte, die jenseits von dem sind, was die Physik erforschen kann, die von ultravioletten Strahlen spricht. Von der inneren Sonne, dem inneren Gestirn, deren Abbild und Sinnbild die äußere Sonne und das äußere Gestirn ist, wie auch der Leib nicht der Mensch allein ist, strömt uns hernieder Liebe und Weisheit.“[21]
Die auf einem weißen Pferd reitende Inkarnation des Sonnen- und Lichtgottes der indoarischen Kalki-Avatar-Prophezeiung wird so zum Glaubensbild einer neuen Zeit: „Ich bin das Licht der Welt‘, sagt der Christus, aber die Finsternisse haben es noch nicht begriffen! Ich bin! sagt die Sonne uns, und wir begreifen: Ich bin in ihr! Und so sagt der kosmische Christus in uns: Ich bin das Licht. Ich bin die Auferstehung und das Leben.“[22]
Einen alternativen Vorstoß zu einem „neuen Glauben“ hat indes vor einiger Zeit Dietrich Schuler unternommen. In seinem 1991 erstmals vorgestellten Kreatismus propagiert er die Ersetzung des Christentums durch eine Mischung aus Wiedergeburtsgedanken und Götterglaube. Als Urgrund und kleinste Einheit aller Lebewesen stellt er das sogenannte „Urmonergon“, das „an der Grenze zwischen Materie und Geist als unzerstörbarer Kern“ der Wiedergeburt jedes Lebewesens fungiere. Die Götter dagegen sind ihm die Projektion des neuen, künftigen Übermenschen, in deren Reihe sich der Mensch dank des Kreatismus aufschwingen würde: „Wir haben das Urmonergon erschlossen aus dem Vernunftakt, daß aller Existenz, der sichtbar ein Werden und Vergehen zukommt, ein Sein zugrunde liegen muß, ohne das gar kein ewiges Werden vorstellbar wäre. Die kreatistische Ontologie betrachtet die Dinge und Wesen als Antinichtse, die als solche unzerstörbar sind, weil ihnen ein bloßes Sosein, eine Diesheit, als „Code“ innewohnt. Daher blieb auch die Reinkarnation bei fast allen Menschen eine intuitive Gewißheit in Vergangenheit und Gegenwart, und sie wird kreatistisch zu einem philosophischen Vernunftschluß.“[23] Zwar ist gedanklich die Idee eines solchen Lebenskerns wie dem des hier entworfenen Ur-Monergons in sich schlüssig, allerdings wird auch dieses System am Mangel eines menschlichen Vermittlers scheitern. Denn wenn Schuler meint, daß das Geheimnis des Erfolges des Christentums im Wiederauferstehungsgedanken allein - „im leeren Grab“ - liegt, irrt er.[24] Das Christentum wirkt, auch ohne daß die Gläubigen die Bibel kennen, allein durch die Erlösergestalt Jesus Christus. Das Wissen um seine Existenz nährt den Glauben, so wie es den Glauben der Menschen der Vorzeit speiste.
Dabei geht es nicht um die Idee der Erlösung, die immer wieder und zurecht kritisiert wird - in der Form, daß die „sündige“ Menschheit eines Erlösers bedarf - sondern vielmehr um die „Vermenschlichung“ des Glaubens, damit der Mensch selbst angesprochen werden kann. Alles andere wird zwar der Glaube einer geistigen Elite sein können, aber keine Breitenwirkung entfalten.
Inwieweit bereits in vergangener Zeit ausgearbeitete Elemente innerhalb einer notwendig kommenden Glaubenslehre Verwendung finden können, wird die Zukunft erweisen. Sicher aber wird ihre Heilsbotschaft nicht aus einem Kriegerwalhalla, einem Jungfrauenparadies oder einem nebulösen Himmelreich bestehen können. Die Botschaft muß vielmehr lauten: In Deinem Leben legst du den Samen für die Zukunft nicht nur Deiner selbst, sondern auch Deiner Sippe und Art und damit des Antlitzes der zukünftigen Welt. Diese Glaubensgewißheit enthält so in ihrem Kern auch jenes nebulöse „letzte Geheimnis“, das Odin seinem toten Sohn Baldur ins Ohr sprach:
„Das letzte Geheimnis heißt: Ewige Wiederkehr“[25]
[1] Jakob Wilhelm Hauer (1953)
[2] Siehe zum Zufall Friedrich v. Schiller: „Es gibt keinen Zufall: und was uns blindes Ohngefähr nur dünkt, gerade das steigt aus den tiefsten Quellen. Zit. nach Hauer (1953), S. 28; ebenda auch Arthur Schopenhauer: „Auch das Zufälligste ist nur ein auf entfernterem Wege herangekommenes Notwendiges.“ Noch Friedrich d. Große bekannte: „Diese Welt ist nicht das Werk des Zufalls, es herrscht in ihr zu große Ordnung.“ ebenda, S. 144.
[3] Wikipedia: Antimaterie
[4] Auffällig ist, daß die vom Streben nach Wissenschaftlichkeit gekennzeichnete Wikipedia-Darstellung die naheliegende Erörterung eines Gottbeweises durch den Materie-Überhang mit keinem Wort erwähnt. Statt dessen wird wieder Zuflucht zu theoretischen Erklärungsmustern genommen, an deren Anfang unzweifelhaft wieder der Zufall stehen wird. Christoph A. Tiedge hat seinerzeit jedoch bereits erkannt: „Zum Nichtsein ist kein Schritt in der Natur.“
[5] Dualismus hier nicht in der klassischen Sichtweise der Trennung zwischen materieller und geistiger Welt, sondern im Sinne zweier sich ergänzender Prinzipien. Krieck (1943), S. 196 f., indes bezeichnet den „dualistischen Animismus“, der auch die vom Körper unabhängige Seele umfasse, als „orientalischen Ursprungs“, den arischen Völkern sei die Welt „nicht beseelt, sondern lebend schlechthin, Verleibung von Leben“; siehe auch FN 99 oben. Dazu auch helmutwalther.privat.t-online.de/wojtyla.htm, daß auch die katholische Kirche die Bedeutung der Cern-Forschung für die Erklärung des Grundaufbaus des Universums und einer möglichen Legitimation des christlichen dualistischen Weltbildes erkannt hat: „Papst Johannes Paul II. habe sich bei seinem Besuch in der Beschleunigeranlage besonders eindringlich nach dem Stand der Antimaterieforschung erkundigt: ‚Materie und Antimaterie, Himmel und Hölle, Christ und Antichrist‘, so habe der Oberhirte Wojtyla gemunkelt – ob da vielleicht ein Zusammenhang bestehe?“; auch zum Prinzip des unauslöschbaren Lebensfunkens hat die Wissenschaft anhand der Erforschung der Bärtierchen Erkenntnisse gewonnen. Diese können viele Jahre ohne nachweisbare Lebensfunktionen überdauern um schließlich wieder neu zu erblühen („Kryptobiose“); vgl. Wikipedia: Bärtierchen; siehe zur Frage der männlich-weiblichen Polarität, als „formgebende und gestaltende Kraft“ zur Gestaltwerdung der Volksgemeinschaft, Rogge-Börner (1935), S. 60 f.
[6] Vgl. dazu Gorsleben (1930), S. 106
[7] Krieck (1933), S. 145
[8] Krieck (1939), S. 145 f.; vgl auch Gorsleben (1930), S. 105: „Gotteserkenntnis steht deshalb am Anfang der Menschengeschichte. Der Mensch ist das Gefäß alles Göttlichen auf Erden von Urbeginn.“; ebenso Nicolaus von Kues, zit. nach Hauer (1953), S. 134: „Wer nicht glaubt, dringt in keiner Weise zur Höhe.“
[9] Die in diesem Zusammenhang immer wieder geäußerte Propagandathese der so hochstehenden islamischen Kultur erklärt sich aus der damaligen Islamisierung Persiens, wo das alte arische Wissen bewahrt wurde und so Eingang in die islamische Wissenschaft fand. Wie insbesondere der radikale Islam mit der Kultur umgeht, beweisen exemplarisch die heutigen Taliban Afghanistans, die nicht nur alte Kulturdenkmäler sprengen, sondern jede dem Islam widerstrebende Wissenschaft (Astronomie, Biologie, Geschichte) unter Strafe stellen.
[10] Vgl. auch Frenschkowski (2007), S. 369 f.
[11] Krieck (1939), S. 151; dazu Stief (1938), S. 13, der Doederlein mit dem Satz zitiert: „Die Teutschen sind und bleiben Teutsche: sie behalten ihre alten Sitten, und vergessen auch auf gewisse Weise nicht in ihrem Christentum ihr ehemaliges Heydentum.“
[12] Vgl. Shou (1930), S.43, der schon damals prophezeite: „Eine Krisis hat alle Religionen der Erde ergriffen. Unbewußt streben sie alle zur Urreligion zurück.“
[13] Eine gute Übersicht über die „heidnischen“ Bewegungen findet man bei Gundarsson/Oertel (2012), S. 103 ff.
[14] Siehe hierzu Kummer in Kap. 2.
[16] Lange (2010), S. 207 f.
[17] Vgl. Krüger (2011), S. 103
[18] In Anlehnung an die Erkenntnis, daß die alten Germanen ebenfalls kein Wort für Priester kannten. Zwar gab es Goden oder möglicherweise auch Armanen, allein waren diese keine Priester im engeren Sinne. Luft (1935), S. 49, schreibt: „Die nordischen Goden waren ja keine Priester, sondern wegen ihrer Tapferkeit, ihres Einflusses und Besitzes hochangesehene Bauern und Krieger, die nur die spärlichen Kulthandlungen in Halle und Sippe vollzogen, aber nicht daran dachten sich als ‚Mittler zwischen Gott und Mensch“ wie der Priester über dem Laien zu fühlen. Das Wort Priester für diese im Sippenleben und auf der Thingversammlung führenden Männer, das leider auch Neckel anwendet, ist irreführend und müßte aus den Büchern, die das Leben unserer heidnischen Vorfahren behandeln, verschwinden.“
[19] Inwieweit dieses von Himmler und der SS skizzierte Modell Anwendung hätte finden können, sei dahingestellt. Hitler selbst äußerte sich ambivalent und sah das Ende des Christentums als einen automatischen Prozeß infolge des Fortschreitens der Wissenschaft. Und diese Wissenschaft sollte auch Grundlage der Parteiarbeit in allen Punkten sein. Dagegen räumte er jedoch ein, daß „der einfache Mensch“ im Glauben etwas brauche, an das er sich halten könne. Siehe dazu Krüger (2011), S. 102.
[20] Vgl. Krause (1891), S. 209: „Die Litauer und die benachbarten Preußen, Esthen, Polen und andere slawische Stämme beteten sowohl um gute Ernten, als um Gesundheit und Heilung zu einem Sonnengotte,.... von welchem unter anderem folgende Formen aufgezeichnet sind: Auschwe, Auschweit, Auschweiz, Uzweikinas, Aißweite, Auschlavis, Ausceut, Auscut und andere.“ Ebenda S. 126 ff., läßt auch eine Verwandtschaft zu Aukßtis plausibel erscheinen, der hier als alter Himmels-Sturmgott, verwandt dem Uranos und dem Varuna charakterisiert wird. Er trägt als Himmelsgott das Sonnenauge. In der litauischen Sagenwelt wird der Riese Aukßtis vom Allschöpfer seiner Augen beraubt und dazu verdammt fortan als „Wilder Jäger“ umherzuschweifen.
[21] Gorsleben (1930), S. 194
[22] Gorsleben (1930), S. 177
[23] Schuler (2009), S. 96
[24] So Schuler (2009), S. 101, hier auch die richtige Auffassung, daß 95 % aller Christen die Bibel „überhaupt nicht kennen“.