Der am 10. Mai 1901 in Wien als Professorensohn geborene Otto Höfler begann nach seiner Schulzeit ein Germanistik-Studium in Wien, wo er sich als Schüler Otto Muchs schon früh deutsch-völkisch ausrichtete. 1921 trat er dem Wiener akademischen Verein der Germanisten bei, bevor er seit Mitte des Jahres 1922 innerhalb der österreichischen Ordnertruppe der NSDAP, einem Vorläufer der hiesigen SA, wirkte. 1925 promovierte Höfler in Wien „Über das Genus der deutschen Lehnwörter im Altwestnordischen und Altschwedischen“. 1928 übernahm Höfler eine Assistentenstelle am Dt. Sprachatlas in Marburg, entschloß sich dann aber nach Schweden zu gehen, wo er im Dienste der schwedischen Universität einen Lehrauftrag in Germanistik annahm. 1934 kehrte Höfler nach Deutschland zurück, wo er seine Habilitationsschrift „Die kultischen Geheimbünde der Germanen“ verfaßte, das noch heute als Standardwerk gilt. Zugleich entfachte er mit dieser Veröffentlichung eine Diskussion, die sehr bald das öffentliche Bild der deutschen Skandinavistik in den 30er Jahren dominieren sollte. Die teils sehr emotionale geführte Debatte avancierte dabei immer mehr zu einer Schlammschlacht zwischen den beiden Streitführern Höfler und seinem Antipoden Bernhard Kummer, Schüler des Berliner Nordisten Gustav Neckel, mit dem er sich ebenfalls früh zerstritt.
Hintergrund der Auseinandersetzung war dabei auch der schon länger schwelende Konflikt zwischen Himmler und seinem Ahnenerbe auf der einen, Alfred Rosenberg und dem ihm nahestehenden Reichsbund für deutsche Vorgeschichte unter Hans Reinerth auf der anderen. Höfler war seit 1937 Parteimitglied und für des Ahnenerbe tätig, Kummer wirkte dagegen am Thüringischen Landesamt für Rassewesen, das vom Rektor der Universität Jena, Karl Astel, protegiert wurde. Beide Rektoren verdankten ihre Macht im Wissenschaftsbereich dem Reichsführer-SS, Heinrich Himmler,
Trotz des Disputs gelang es Höfler mit seiner Theorie der „staatsbildenden Kraft“ germanischer Männerbünde sowohl die Anerkennung Himmlers als auch die Rosenbergs zu erringen.
Obwohl sich früh auch das „Amt Rosenberg“ zugunsten Kummers einmischte, und sich nach einiger Zeit auch Höflers Verhältnis zu Wüst abkühlte, profitierte über lange Zeit allein Höfler von diesem Streit. Er verstand es, sich im Sicherheitsdienst der SS – spätestens im 2. Weltkrieg ein nicht zu unterschätzender Machtfaktor im Hintergrund – eine neue Operationsbasis zu schaffen, den Umstand ausnutzend, daß seine Deutung der altnordischen Geschichte, - und damit verbunden – seine „Modernisierung“ des nordischen Gedankens, als Ideologem für die Militarisierung und Aufrüstung Deutschlands nach 1935 zunehmend an Bedeutung gewann und bis Ende des 2. Weltkrieges eine zentrale Stellung in der nationalsozialistischen Weltanschauung behielt.
Nach der Aufhebung der Aufnahmesperre wurde Höfler 1937 Mitglied der NSDAP und arbeitete seitdem als „Verbindungsmann“ in der Ostmark und innerhalb der Kulturarbeit für das SS-Ahnenerbe, ohne jedoch SS-Mitglied zu werden. Unter Schützenhilfe Walther Wüsts und Himmlers erhielt Höfler 1938 einen Lehrstuhl für Germanistik, deutsche Volkskunde und Nordistik in München, wo er bis 1945 Professor war.
Während des Zweiten Weltkriegs war Höfler am Projekt Kriegseinsatz der Geisteswissenschaften beteiligt und leitete seit Sommer 1943 das „Deutsche Wissenschaftliche Institut“ in Kopenhagen.
Nach Kriegsende 1945 wurde Höfler mit einem Berufsverbot belegt, 1957 übernahm er dann den Lehrstuhl für deutsche Sprache und ältere deutsche Literatur an der Universität Wien, bis er 1971 emeritiert wurde. Am 25. August 1987 verstarb Höfler in Wien als angesehener österreichischer Altertumswissenschaftler.
Weitere Forschungsfelder Höflers neben den kultischen Geheimbünden befaßten sich mit der germanischen Religionsgeschichte und dem sogenannten Sakralkönigtum (Königsheil), außerdem forschte er über die historische Lautlehre (Entfaltungstheorie) und zur Runenschrift. Alle Arbeiten stehen im Kontext der Theorie von der „Germanischen Kontinuität“, die von einem „unverfälschten Germanentum“ innerhalb der jüngeren deutschen Volksbräuche ausgeht. Bekannt wurde auch Höflers Deutung des mythischen Siegfried als Arminius, wobei der vom Helden getötete Drache bzw. Wurm, der römische „Heerwurm“ gewesen sei.
Bibliographischer Auszug
- Kultische Geheimbünde der Germanen, 1934
- Das germanische Kontinuitätsproblem, Hamburg 1937
- Die politische Leistung der Völkerwanderungszeit, Neumünster 1939
- Germanisches Sakralkönigtum, 1952
- Balders Bestattung und die nordischen Felszeichnungen, Wien 1952
- Goethes Homunculus, 1963
- Verwandlungskulte, Volkssagen und Mythen, 1973
- Theoderich der Große und sein Bild in der Sage, 1975
- Siegfried, Arminius und der Nibelungenhort, 1978
[Aus: Indogermanisches Erbe & 3. Reich]
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