Und auch an den Wänden megalithischer Bauten finden sich mehrfach ganz ähnliche Zeichen, die mit den diluvialen so starke Ähnlichkeit haben, daß sie ohne Bedenken aus ihnen abgeleitet werden können und müssen, wie bereits Wolfgang Krause 1938 bemerkte.
Die meisten stammen aus der Bretagne, einzelne aus anderen Teilen Frankreichs und Westdeutschlands. Auch in Megalithgräbern Portugals wurden „Beigaben von kleineren Steinen, die mehrzellige Inschriften tragen", gefunden (vgl. Gustaf Kossinna, Die deutsche Vorgeschichte. 1933, S. 17), die mit den germanischen Runen „die schlagendsten Übereinstimmungen" zeigen (ebenda). Auch auf den kanarischen Inseln, auf denen „wir gewissermaßen den stehengebliebenen Rest der westeuropäischen-nordischen Megalithkultur vor uns haben" (Huth, 1939, 133), wurden Inschriften gefunden, die nach D. Wölfel vier verschiedene Schrifttypen und „megalitisches Erbe" zeigen. Wölfel spricht von „der Verwandtschaft des altlibyschen Alphabets (wie er die kanarischen Schriftzeichen nennt) mit dem iberischen und dem Sinai-Alphabet, vielleicht auch mit den Runen (1941/ 1942,131).
Dazu kommt, daß die Völker, die die Inseln und Küsten der Nord- und Ostsee bewohnten, schon in der jüngeren Steinzeit über außerordentliche astronomische und mathematische Kenntnisse verfügten, wie in jüngster Zeit durch zahlreiche Untersuchungen nachgewiesen wurde. Prof. R. Müller schreibt: „Die Gelehrten (der jüngeren Steinzeit und der Bronzezeit) gaben damals — und das gilt natürlich nicht nur für Stonehenge — ihr Wissen von einer Geschlechterfolge zur anderen weiter. Wie sie dabei ihre „Beobachtungsbücher" führten, wissen wir nicht. Doch eins scheint mir sicher, daß man bei den sich über Jahre und Jahrzehnte erstreckenden Himmelsbeobachtungen Gedächtnisstützen benötigte und auch nicht nur durch mündliche Unterweisung die Erscheinungen, die der Himmel über ihnen entfaltete, der heranwachsenden Generation weitergeben konnte. Wenn es Kerbmale auf Holz oder Knochen waren, sind alle Spuren in den vergangenen Jahrtausenden verwittert und verweht" (1970, 70).R.Müller spricht von „mancherlei in Stein geschriebener Zeichen, die wir leider nur ahnend lesen können", die sich in Siedlungen der Steinzeit fanden (1970, 70).
Aus diesem den mannigfach erscheinenden Zeichen vorangehendem „Ur-Alphabet“ – bzw. dem Zeichenkompendium - hat sich auch die phönizische Schrift entwickelt. In der Tat ist das phönizische Ur-Alphabet den Runenzeichen so verwandt, dass noch jüngst über eine direkte Ableitung der Runen aus dem Phönizischen spekuliert wurde. Allerdings wies Jürgen Spanuth bereits Anfang der 50er Jahre darauf hin, daß dies ein Beleg für die nordische Herkunft der Runen sei. Ausgehend von der Atlantis-Überlieferung Platos , die davon berichtet, dass Gesetze und Urteile auf goldenen Tafeln festgehalten wurden, sowie der parallelen Edda-Erzählung vom Wiederfinden der goldenen Tafeln Asgards nach dem Ragnaröck, untersucht Spanuth die mögliche Verbreitung der Schrift. Bereits die deutschen Forscher Franz Altheim und Erika Trautmann hatten im alpinen Val Camonica eine „vorrunische Sinnbildschrift nordischen Ursprungs“ ermittelt. Diese wurde später als Beleg für die Ableitung der Runen aus dem etruskischen verwendet, zeigt aber in Wirklichkeit den Verbreitungsweg der Runen bzw. Alphabetzeichen nach einem wahrscheinlichen Naturkatastrophe im 13. Jahrhundert v.Chr. Einerseits per Wagen und zu Fuß von Nordeuropa über die Alpen, andererseits per Schiff an der Küste entlang bis ins Mittelmeer. Letztere Gruppe umfasste auch die Philister, die Stammväter der späteren Phönizier, die Spanuth zufolge das Alphabet erst in den Mittelmeerraum brachten:
„Um 1200 v. Chr. besetzten die Nordmeervölker die Westküste Syriens und Palästinas. Sie fanden ein Gebiet vor, das durch die schweren Naturkatastrophen, die in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts v.Chr. gerade auch diese Gegenden verwüstet hatten, völlig zerstört und entvölkert war und errichteten Königreiche, im Libanon das der Sakar, an der Küste Palästinas das der Phrs, der Philister. Von diesen Königreichen berichtet der Papyrus Wen Amun aus dem Anfang des 11. Jahrhunderts v. Chr. und die verschiedenen Schriften des Alten Testamentes. Etwa im 11. oder 10. Jahrhundert v. Chr. wanderte aus dem Binnenland ein Volk ein, das sich selbst „Kanaaniter" nannte. Diese Kanaaniter vermischten sich mit den Nordmeervölkern, also den Sakar im Libanongebiet, daraus entstanden die Phönizier (). Nun ist es wahrscheinlich, daß die Kanaanäer, die bis dahin keine Schrift besaßen, von den ‚Seevölkern’, unseren ‚Nordmeervölkern’, nicht nur den Schiffbau und die Hochseeschiffahrt erlernt haben, sondern vielleicht auch die Runenschrift, und daß die auffallenden Ähnlichkeiten zwischen der ‚phönizischen’ und den griechischen, italischen Schriften und nordischen Runen-Zeichen vielleicht so zu erklären sei.“
Als Bestätigung dieser Annahme zitiert Spanuth den Wen-Amun-Papyrus, der nur die Sakar im Libanon kennt und über deren König berichtet, daß er die „Tagebücher" seines Großvaters und seines Vaters holen läßt, in denen genau verzeichnet ist, wieviel Zedernholz diese nach Ägypten verkauft haben. Daraus foplgert Spanuth:
„Mit anderen Worten: Im 12. Jahrhundert . Chr. konnte der Großvater des Sakarfürsten schreiben nd genau buchführen. Wir wissen allerdings nicht, welcher chrift er sich dabei bediente. Die hethitische Schrift war wie die mykenische Linear-B-Schrift mit den Naturkata-trophen des 13. Jahrhunderts v. Chr. verschwunden. Die ägyptische Hieroglyphenschrift wird er kaum erlernt haben, ie Sakar und die Philister, die seit etwa 1200 v. Chr. an :enen Küsten seßhaft geworden waren, gehörten nicht zu den Nordmeerkriegern, die in ägyptische Gefangenschaft efallen und in die Arbeitslager gebracht worden waren, ie Keilschrift, die im 13. Jahrhundert v.Chr. in Ugarit und in Assyrien in Gebrauch war, wird der Großvater des Sakarfürsten kaum erlernt haben. Einerseits weil Ugarit in den Katastrophen des 13. Jahrhunderts v. Chr. völlig zerstört wurde, andererseits weil die Nordmeervölker Assyrien nicht betreten haben. Die Frage muß also offenbleiben, welcher Schrift sich ein Sakarfürst im 12. Jahrhundert v. Chr. bedient hat. Aber es besteht die Möglichkeit, daß er sich jener Runenzeichen bedient hat, aus denen dann etwa im 10. Jahrhundert v. Chr. die „phönizische Schrift" entstanden ist. Es ist demnach nicht völlig unmöglich, daß die Könige von Atlantis „das Urteil auf einer goldenen Tafel aufschreiben" konnten.“
[Runen]