Anders als Alfred Rosenberg und Adolf Hitler hat Heinrich Himmler keine ausführlichen schriftliche Aufzeichnungen über seine Einstellung zur Religion hinterlassen. Aus seinen kurzen Artikeln, Reden und Anordnungen lassen sich aber dennoch einige Rückschlüsse ziehen. Laut Himmler-Biograph Peter Longerich hatte die Auseinandersetzung mit der christlichen Welt für Himmler „wahrhaft existentielle Bedeutung, und indem er die Christenbekämpfung mit der Vorstellung verband, die versunkene Welt Germaniens wiederherzustellen, hatte er sich eine Lebensaufgabe gestellt.“
Gemäß Himmler waren die germanischen Religionsquellen durch das Christentum verschüttet worden. Es galt daher diese aus alten Sagen „wie durch einen Brunnenschacht wieder ans Licht zu heben“.
Ihm ging es darum, „eine durch wissenschaftliche Forschung belegbare und durch einen anerkanntenÜberlieferungsträger authentisierte Religion - die im Laufe von Jahrtausenden durch die Zeitläufe und eigensüchtige Priesterschaften in Vergessenheit geraten war - wieder ans Licht zu heben.“
1937 ließ Himmler innerhalb seines Persönlichen Stabes eine Denkschrift zur Entwicklung einer artgemäßen Religion und Sittenlehre erstellen, in der es hieß: „Wir leben im Zeitalter der endgültigen Auseinandersetzung mit dem Christentum. Es liegt in der Sendung der Schutzstaffel, dem deutschen Volk im nächsten Jahrhundert, die außerchristlichen arteigenen weltanschaulichen Grundlagen für Lebensführung und Lebensgestaltung zu geben.“
Der persönliche Glaube Himmlers orientierte sich an altarischen Überlieferungen, die er auch im Germanentum verkörpert sah:
„In dieses Rechtsbild gehört die heilige Überzeugung unserer Vorfahren, daß alles, was es an Leben auf dieser Erde gab und gibt, von Gott geschaffen und von Gott beseelt sei. Törichte, böswillige und dumme Leute haben daraus die Fabel, das Greuelmärchen gemacht, als hätten unsere Vorfahren Götter und Bäume angebetet. Nein, sie waren nach uraltem Wissen und uralter Lehre von der göttlichen Ordnung dieser ganzen Erde, der ganzen Pflanzen- und der ganzen Tierwelt überzeugt.“
Zum Glaubensverständnis Himmlers zählte auch die germanische Ahnenverehrung: „Oder wenn wir vor den Riesensteingräbern stehen und hier einmal den Gedanken in uns wachrufen wie ein Volk vor fernsten Jahrtausenden, nicht kläglich wie wir, Friedhöfe gebaut hat, die nach wenigen Menschengenerationen geräumt werden, von denen die Knochen in eine Kiste kommen und die dann eingeebnet werden, sondern wie hier unsere Vorfahren ein Denkmal für Jahrtausende errichteten, vor dem wir heute noch ehrfürchtig stehen, vor dem manchen von uns heute vielleicht wieder der Gedanke dämmert, daß die Verehrung der Ahnen für ein Volk der Lebensquell ist, da jeder, der seine Ahnen ehrt, seine eigene Größe und seine eigene Wichtigkeit mit dem richtigen Maßstab mißt.“
Da die germanische Religion selbst aber nur in ihrer späten Erscheinungsform überliefert ist, in der Odin/Wotan als Führer des Totenheeres als wichtigste Gottheit erscheint, sprach Himmler oft von einem vagen Gottglauben, der dieser Zeit voranging:
„Derjeneige, der den Ausleseprozeß in der Natur beobachte und versteht, ist im tiefsten Grunde gläubig. Er ist gläubig, weil er eine unendlich weise Hoheit über uns weiß. Die Germanen hatten einen sehr schönen Ausdruck dafür: Waralda, das ist das Uralte.“
Aufgrund der mangelhaften Überlieferung des germanischen Glaubens widmete sich Himmler so verstärkt der indoarischen Überlieferung und dem Buddhismus, den er als Fortsetzer der alterischen Glaubenstradition ansah.
„Ich bewundere die Weisheit der indischen Religionsstifter, die von ihren Königen und höchsten Würdenträgern verlangten, dass sie sich jedes Jahr für zwei bis drei Monate zur Meditation in ein Kloster zurückzogen. Solche Einrichtungen werden wir später auch schaffen.“
Himmlers Aufmerksamkeit fand auch die buddhistische Tierliebe:„Es hat mich außerordentlich interessiert, neulich zu hören, dass noch heute die buddhistischen Mönche, wenn sie abends durch den Wald gehen, ein Glöckchen bei sich tragen, um die Tiere des Waldes, die sie zertreten könnten, zum Ausweichen zu veranlassen, damit ihnen kein Schaden zugefügt wird. Bei uns aber wird auf jeder Schnecke herumgetrampelt, jeder Wurm wird zertreten...“
Dementsprechend nannte Himmler-Sekretär Dr. Rudolf Brandt als „Hauptwerke, die Himmler als Ausgangsbasis nahm“: „Die Bhagavadgita, die Edda, die Veden und die Rigveden, die Reden des Buddha, der Visudi-Magga, das Buch der Reinheit, sowie einige astrologische Werke.“
Die Bhagavadgita soll Himmler so geschätzt haben, daß er sie ständig bei sich trug. Aus Gesang IV Vers 7-8 des indischen Kriegsgedichtes zitierte er die folgenden Sätze des Gottes Krishna und deutete sie anschließend wie eine uralte Prophezeiung von Hitlers Aufstieg: „Sooft der Menschen Sinn für Recht und Wahrheit verschwunden ist und Ungerechtigkeit die Welt regiert, werd‘ ich aufs Neu geboren, so will es das Gesetz. Ich trage kein Verlangen nach Gewinn. Diese Stelle“ – fuhr Himmler fort – „ist direkt auf den Führer zugeschnitten. Er entstand uns aus der tiefsten Not, als es mit dem deutschen Volk nicht mehr weiter ging, er gehört zu den großen Lichtgestalten. [...] Eine der ganz großen Lichtgestalten hat in ihm ihre Inkarnation gefunden.“
Persönlich interessierte ihn auch die Lehre von der Wiederverkörperung. In einer Rede führte er 1937 dazu folgendes aus: „Ich muß sagen, dieser Glaube hat soviel für sich wie viele andere Glauben. Dieser Glaube ist ebenso wenig exakt zu beweisen wie das Christentum, wie die Lehre Zarathustras, des Konfuzius usw. Aber er hat ein großes Plus: Ein Volk, das diesen Glauben der Wiedergeburt hat und das seine Ahnen und damit sich selbst verehrt, hat immer Kinder, und dieses Volk hat das ewige Leben.“
In ene ähnliche Richtung zielt sein Ausspruch über die bosnische Waffen-SS Division Handschar: … „Ich muß sagen, ich habe gegen den Islam gar nichts, denn er erzieht mir in dieser [muselmanisch-bosniakischen SS-] Division namens Handschar seine Menschen und verspricht ihnen den Himmel, wenn sie gekämpft haben und im Kampf gefallen sind. Eine für Soldaten praktische und sympathische Religion!“..
Ähnlich auch ein weiteres, damit in Verbindung stehendes Zitat:
„Mohammed wußte, daß die meisten Leute furchbar feige und dumm sind. Deshalb hat er jedem tapferen Krieger der im Kampfe fällt zwei wunderschoene Frauen versprochen. Das ist die Sprache die ein Soldat versteht. Wenn er daran glaubt im Leben danach dieserart willkommen zu sein, wird er sein Leben willig hingeben, er wird mit Enthusiasmus in die Schlacht ziehen und den Tod nicht fuerchten...“
Während Himmler also unbestritten gläubig war, ging er mit der Kirche selbst und allen, die daran anknüpfen wollten, hart ins Gericht:
wie ein überliefertes Schreiben an einen SS-Offizier belegt::
„Ich habe Sie damals aus dem RuSHA versetzt, da sie sich selbst und damit auch andere zu dem Typ von Pfaffe entwickelten, den wir ja gerade dem deutschen Volk ersparen wollen. Pfaffe ist, wer berufsmäßig bei Geburt, Hochzeit und Tod sowie bei Feierstunden als Redner auftritt, ...(und) in spätestens 10,20 oder 30 Jahren daraus einen neuen Beruf entwickelt und dem deutschen Volk, wenn wir vielleicht glücklich die christlichen Pfaffen los sein werden, neue, nämlich SS- oder Parteipfaffen auf diese Art begründet und entwickelt. Ich habe deswegen schon seit Jahren festgesetzt: Berechtigt zur Abhaltung einer Feier bzw. einer Ansprache bei Geburt, Hochzeit oder Tod ist jeweils nur der in Frage kommende Kommandeur für die ihm unterstellten SS-Männer und niemand anders.“
Dennoch sah er in der Kirche auch positive Elemente:
„Am Anfang unseres Jahrtausends traten gemäß dem Gebot der Kirche fast alle nachgeborenen Söhne der besten deutschen Geschlechter in den Dienst der Kirche als ihre Priester und Kirchenfürsten. Eine Unzahl nahm das Kreuz auf sich und ging den Kreuzweg deutschen Blutes in den fernen Osten, in Wüste und Sand. Ein Teil dieser kreuzfahrenden Ritter ordnete sich als ritterliche Priester ein in die verschiedenen Ritterorden, brachte mit sich deutsche Tapferkeit, deutsches Führertum, deutsche Unbestechlichkeit und ging im Orden der römischen Kirche in die Schule des Gehorsams, der Unterordnung und der staatlichen Autorität, in die Schule, die schon wieder älter war als die Kirche selbst.“
[Religionszitate Hitler]
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[Religionszitate Rosenberg]
[Religion & Glaube]